…im nachhinein kann ich nicht einmal mehr sagen, wie ich auf die idee einer weltreise kam. es war kein lang gehegter traum, ich hatte niemals pläne und ich kannte niemanden, der eine solche reise jemals gewagt hatte. warum also? ich weiß es nicht. der plan entstand innerhalb einer woche. ich wollte an die westküste amerikas, dafür reichen keine drei wochen urlaub, dachte ich. also wollte ich mal 4 wochen weg. oder 8? vielleicht kann man ja dann auch noch canada… ok, vier monate reisen ist bestimmt auch toll. hm. wie hören sich denn 7 1/2 monate an? gut. sehr gut (warum am Ende fast 16 Monate daraus wurden, ist eine andere geschichte). was mache ich in dieser zeit? nicht arbeiten, ich wollte nur eins, nicht arbeiten. besser gesagt: einfach mal etwas anderes tun nach den letzten zehn jahren im berufsleben. mit diesem fein ausgetüftelten plan bin ich ins reisebüro: „ich brauche ein flugticket für 7 1/2 monate, wennn es geht, einmal rum. und eine Versicherung“ wo ich denn hinwill? äh: amerika, ins outback australiens und dann vielleicht über asien zurück? innerhalb von 4 stunden hatte ich mein flugticket. und jede menge zeit ohne pläne zwischen den flügen. und dann kam noch ein bisschen organisationskram. dokumente, ausrüstung und untervermietung meiner wohnung. nein, ich möchte meinen arbeitsvertag nicht verlängern. ich fahre weg. spontan organisiere ich auf nachfragen meiner freunde noch einen kleinen abschied. und bin überwältigt, dass so viele freunde mich unterstützen und teilhaben. mit diesem großartigen gefühl fahre ich los. einfach so.
…ich hatte keine ahnung, was mich erwartet. es ist dieses unfassbare gefühl, frei zu sein und zeit zu haben. und einfach dinge zu tun, die sonst im leben zu kurz kommen. z.b. 10 stunden im bus zu sitzen und nichts zu tun. nichts. einfach nur aus dem fenster schauen. oder spontan 24 km zu wandern um zu sehen, wo der weg endet. zu essen, nur weil man wissen will, wie es schmeckt. einen helicopterflug im grand canyon für 250 $ zu bezahlen und in vietnam um 1 $ zu feilschen. und sich dann damit und mit dieser lebensweise moralisch auseinanderzusetzen. die konfrontation mit armut, luxus, hass und vergangenheit, natur und verhalten… das kann man auf einer solchen reise in guten gesprächen verarbeiten. in gesprächen mit wem? ich reise doch alleine? ja, das stimmt. wenn man alleine reist, tut man das ganz bewusst. man ist weit weg von der familie, von den freunden. der schlüssel dazu sind reisefreunde. ein großteil der langzeitreisenden reist alleine. weil sie genau wissen, auf andere alleinreisende zu treffen. man trifft so viele unglaublich spannende menschen, hört unglaubliche geschichten und tauscht erfahrungen (gut und schlechte), tips für unterkünfte, scams, pläne und reiseführer. man kocht zusammen, reist vielleicht ein paar tage oder wochen gemeinsam weiter. man macht andere dinge als alleine. neue ideen. die gespräche sind dabei entweder brutel oberflächlich oder innerhalb einer minute unglaublich tiefgreifend. man ist einfach selbst. denn man sieht diese menschen meist nie wieder, und trotzdem sind sie unheimlich wichtig. manchmal entwickelt sich aber auch eine tolle freundschaft und man reist zu einem späteren zeitpunkt nochmals miteinander.
aber reisen ist auch organisation. immer wieder auf neue: wo übernachte ich, wie komme ich zu meinem nächsten ziel, bustickets, visa, flug- und fährtickets, unterkünfte, essen, guides, trekkingtouren und wo ist dieses ziel überhaupt und was will ich dort sehen und erleben? vor jedem land, jeder stadt, jedem ort stellen sich diese fragen.
nach einiger zeit des reisens braucht man auch mal urlaub. urlaub vom reisen. einfach mal eine oder zwei wochen in einem guten hostel nichts tun. oder mal nicht reden. bei strahlender sonne an spannenden orten auf dem sofa. und dann kommt wieder der hunger nach neuem, nicht erlebtem. nach uzbekistan reise ich z.b. auch nur, weil mir jemand davon vorgeschwärmt hat. und weil ich den namen des landes toll finde. flug gebucht: einfach so. was man erlebt, hängt zu einem großen teil vom eigenen unternehmensgeist ab. die freundlichkeit des gegenüber von der eigenen freundlichkeit. die zufriedenheit von mir selbst.